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A Beautiful Mind, Jack the Bear, Iris (James Horner)

A BEAUTIFUL MIND
Decca (71:36 / 18 Tracks)
JACK THE BEAR
Intrada Special Col., Vol 3 (47:52 / 12 Tracks)
IRIS
Sony Classical (49:58 / 8 Tracks)

Ich erinnere mich an endlose, fast trauernde Diskussionen mit Steve über den James Horner, der uns alte Horner-Fans der ersten Stunde in den 90ern und spätestens seit Titanic einfach nicht mehr zu überraschen vermochte. Oft sprachen wir von den glorreichen 80ern, in denen der damals blutjunge Komponist oft zur Hochform auftrumpfte und mit Wolfen, Brainstorm, Cocoon, Testament, Field of Dreams oder Aliens für Hochgefühle sorgte. Sicher erklomm er später auch noch Höhen, gerade mit kleinen Filmen wie Searching Bobby Fischer oder rüstigen Sachen wie Sneakers. Aber irgendwie ging der Zauber verloren, irgendwie fehlte die Horner-Würze. Oft sprachen wir darüber, wie schade es doch sei, dass er keine dieser kleinen Filme mehr machen würde. Es toste und rummste was es das Zeugs hielt und es versuchte oft verzweifelt emotional zu sein, mit tranigem Nachgeschmack; manchmal gefiel es, doch nach einiger Zeit war alles wieder vergessen. Das Intime, dieses berührende Gefühl, war verloren.

Nun haben wir innerhalb von wenigen Wochen mit der Veröffentlichung von 3 Scores eine richtige Horner Renaissance erlebt – und zumindest musikalisch gehören die drei CDs in die Ecke der kleineren Filme, A Beautiful Mind mit einer ausnehmenden Klammer behaftet, da fast alles, was Regisseur Ron Howard anfasst, halt doch kein „kleiner Film” ist und schon gar nicht bleibt.

Fast gleichzeitig ist Iris erschienen und tatsächlich, da hören wir doch beinahe den alten James Horner wieder und tonale Referenzen vergangener Zeiten kehren nostalgisch angehaucht zurück. Besonders schön und das Gemüt beruhigend ist die Innigkeit der Musik, ausschlaggebend dafür der dosierte Einsatz des Orchesters und der „forcierte” Gebrauch der Soloinstrumente, allen voran Violine (Joshua Bell), Cello, Horn (entzückend), Oboe sowie Piano und Harfe. Still, zurückhaltend und vor allem nicht so arg gewollt wie in To Gillian on Her 37th Birthday. Nicht leidenschaftlich, aber ästhetisch, sich in engen musikalischen Räumen bewegend, kurze, knappe Variationen. Nicht kompliziert, aber reizvoll. Iris ist ein verinnerlichter und sehr inspirierter Genuss und nicht bloß eine glänzende Verpackung, wie man sie jahrelang zu hören bekam.

Der Dritte im Bunde ist ein anfangs 90er: Jack the Bear (1993, ein leises Familiendraman mit Danny DeVito und Gary Sinise) erschien im erlauchten Kreise der Intrada Special Collection Reihe und ist auch so “ein Kleiner”. Horner, aus Budgetgründen wohl zu Gebrauch von Orchesterimitaten gehalten und nur in den Solopassagen mit akustischen Instrumenten spielend, wählt auch hier den Weg des Zurückstehens, der Intimität. Simpel ist das kurze Eröffnungsmotiv, ebenso unkompliziert das eigentlich „Bear”-Thema, das sich durch oftmaliges Wiederholen zum Hauptthema mausert, gleich danach beginnend (Main Title). Demgegenüber stellt Horner eine etwas komplexere Linie in Moll gehalten, die Schattenseiten beleuchtend. Die Bassmundharmonika gibt dunkle Ansätze. Keine einfach zu goutierende, aber auch nicht außer Acht zu lassende Musik.

Doch kehren wir zu A Beautiful Mind zurück, zu dessen musikalischem Innenleben noch nichts gesagt wurde. Besonders hier gilt der viel gehasste aber doch so zutreffende Satz “leider nichts neues”, ganz besonders in der Gestaltung des Hauptthemas, welches sich stark an das Sneakers-Muster anlehnt. Mehrere Klaviere, das Orchester beschränkt auf Streicher, Holz und Horn, sowie ein Mezzosopran als führende Stimme. Aber es ist nicht die Orchestration, die die Verwandtschaft zu anderen Scores aus seiner eigenen Feder begründet, sondern der Stil, der wiederum ganz typisch für James Horner ist. Doch dreht sich seine Komposition hauptsächlich um ein Thema, strickt hier und da etwas drumherum, dabei fällt viel Belangloses auf und findet ab und zu zu träumerischen Momenten wie in The Car Chase, hinter welchem man wohl eher einen wohl beleibten Actiontrack vermutet als eine hypnotisierende, aufwühlende Musik mit einem guten Schuss Howard Shore. In A Beautiful Mind engt sich Homer wieder zu sehr ein und mag nicht so recht ausbrechen aus seinem Korsett, dass er sich selber so oft aufbaut. Und gerade deshalb wirkt die über 70minütige CD bisweilen wieder ganz schön ausgedehnt und doch wenig umfassend.

So, drei Mal Horner auf einmal und das ganz ohne Fotoreportage, na also, es geht doch. Der Horner-Fan wird sich alle drei CDs ohnehin zulegen und für die übrig bleibende und zurückhaltendere Filmmusikgemeinschaft empfehle ich aus dem Dreigestirn mit bestem Gewissen Iris.

Philippe Blumenthal

A Beautiful Mind ★★☆
Jack the Bear ★★★
Iris ★★★★