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23. Bonner Sommerkino - Internationale Stummfilmtage vom 09. - 19 August 2007

Wo? Innenhof der Universität Bonn
Wann? 09. – 19. August 2007
Was? zahlreiche Aufführungen von Stummfilmen, teilweise mit Begleitung durch Live-Musik

Text des Veranstalters:

23. Bonner Sommerkino – Das Programm der Internationalen Stummfilmtage 2007

Das Eröffnungsprogramm beginnt am Donnerstag, den 9.8. um 21 Uhr mit Karl Valentins Hochzeit – dem frühesten erhaltenen (Kurz-)Film des Komikers, der in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden wäre – und der eleganten Gesellschaftskomödie Erotikon (Mauritz Stiller, Schweden 1912). Ihm folgen zahlreiche weitere Schätze aus der Stummfilmzeit, die durch ihre Phantasie und visuelle Kraft beeindrucken.

Die Neugier auf das Unbekannte ruft – und hat schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts große Regisseure zu opulenten Meisterwerken inspiriert. Eines davon ist Das indische Grabmal (D 1921) von Joe Mae, nach einem Drehbuch von Fritz Lang. Der Abenteuerfilm in zwei Teilen entstand in aufwändigen Kulissen auf einem Berliner Studiogelände. Die Hauptperson ist ein englischer Architekt, der in Indien ein Grabmal bauen soll und dabei auf die unterschiedlichsten Freunde und Widersacher trifft — unter ihnen ein Yoghi mit magischen Kräften, ein unberechenbarer Maharadscha, Fürstinnen, Tänzerinnen und gefährliche Tiger (Fr 10.08., 21 Uhr Die Sendung des Yoghi, 23 Uhr Der Tiger von Eschnapur)
Der russische Polit-Thriller Menschen-Arsenal (UdSSR 1929, Abram Room) ist in einem fiktiven lateinamerikanischen Land angesiedelt: Ein Gefangener erhält Hafturlaub, doch der soll nur dazu dienen, ihn von Polizei-Agenten ermorden zu lassen (Mo 13.08., 21 Uhr). Im realen Chicago der späten 20er Jahre spielt der erste Gangsterfilm der Filmgeschichte: Unterwelt von Josef von Sternberg (USA 1929), in dessen düsteren Bildern – wie noch bei heutige Thrillern – Wolkenkratzer, scheinbar menschenleere Gebäude und nächtliche Straßenschluchten wichtige, stimmungsvolle Elemente sind (Sa 18.08., 23 Uhr).
Der norwegische Filmklassiker Laila – Die Tochter des Nordens (N 1929, George Schnéevoigt) ist ein Melodram der großen Gefühle, eingebettet in die malerischen Schneelandschaften Lapplands, die von Rentierherden durchzogen werden. Der Film ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen (Di 14.08., 21 Uhr).
In Das Phantom von Moulin Rouge (F 1925) wird das alltägliche Pariser Straßenleben gründlich durcheinander gebracht: In der Garderobe des gleichnamigen Etablissements verschwinden die Mäntel, ein Auto fährt ohne Fahrer, eine Zeitung fängt plötzlich an zu brennen… Schuld an allem ist Julien, dessen Seele in Folge einer Hypnose vom Körper getrennt wurde und der sich nun als eine Art Geist mit allerlei Schabernack vergnügt, bis er wieder ins irdische Leben zurück soll. Der Regisseur René Clair hat mit filmischen Techniken wie der Doppelbelichtung und der raschen Parallelmontage einen beeindruckenden frühen Fantasy-Film geschaffen.
Wie im vergangenen Jahr, so gibt es auch 2007 wieder eine “japanische Nacht”: Am Donnerstag, den 16.08. um 21 Uhr zeigen wir zwei Kurzfilme von Shigeji Ogino (Propagate und An Expression, Japan 1935) sowie Das Stiefkind (1932) vom Großmeister des japanischen Films, Mikio Naruse. Erzählt wird die Geschichte eines Mutter-Tochter-Konflikts: Eine japanische Schauspielerin kehrt aus Hollywood zurück. Sie versucht, eine Beziehung zu ihrer Tochter aufzubauen, die bei Pflegeeltern aufwuchs. Doch diese widersetzt sich den späten Annäherungsversuchen der Mutter.

Was geschieht mit der Erde, wenn ein Meteorit einschlägt? Diese Frage stellten sich die Regisseure schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das jüngste Gericht (DK 1916, August Blom) zeigt in bedrückenden Aufnahmen Bilder einer zerstörten, untergehenden Welt, die vom Ohnmachtempfinden der realen Kriegserfahrungen geprägt sind (Fr 17.08., 23 Uhr).

Die großen, bekannten Stars der Stummfilmzeit finden natürlich auch wieder ihren Platz im diesjährigen Programm: Komiker wie Charlie Chaplin und Marie Dressler sind in Tillies gestörter Romanze (USA 1914, Mack Sennett) zu erleben (Sa 11.08., 21 Uhr). Die frisch restaurierten Kurzfilm-Komödien, die am selben Abend um 23 Uhr zu sehen sind, versprechen ein Wiedersehen mit Buster Keaton, Roscoe Arbuckle und Harlod Lloyd. Viel zu lachen gibt es auch bei der dänischen Komödie Zerrüttete Nerven (DK 1916, A.W. Sandberg), deren Held ein Journalist ist, der seine Angebetete retten will (Sa 18.08., 21 Uhr). Absurde Situationen gibt es reichlich und das Geschehen wird durch ironische Zwischentitel kommentiert. Lon Chaney, der Mann mit den 1000 Gesichtern, spielt in Die unheimlichen Drei (USA 1925, Tod Browning) ein Mitglied einer Gaunerbande, die ausschließlich verkleidet ihre Raubzüge startet (Sa 18.08., 23 Uhr).
Die Stummfilm-Ikone Louise Brooks prägt in Das Party-Girl (USA 1926, Frank Tuttle) das Bild des selbstbewussten, modernen Flapper-Girls der 20er Jahre (So 12.08., 21 Uhr). Die große Lillian Gish rührt mit ihrer einfühlsamen Darstellung der Hester Prynn in der beeindruckenden Literaturverfilmung Der scharlachrote Buchstabe (USA 1926, Victor Sjöström) auch heute noch das Publikum (So, 19.08. 21 Uhr).

Was wären die Internationalen Stummfilmtage ohne die hervorragenden Musiker, die den Stummfilm live begleiten?

Aljoscha Zimmermann ist Pianist und Komponist. Er begleitet die Vorstellungen zusammen mit seiner Tochter Sabrina Hausmann, einer hochdekorierten Violinistin aus Wien. Joachim Bärenz arbeitet als Pianist für die Tanzabteilung der Folkwang-Hochschule in Essen. Er gehört zu den Pionieren der Stummfilm-Renaissance. Günter A. Buchwald ist Pianist, Violinist, Komponist und Dirigent, dessen internationale Reputation weit über Deutschland hinausreicht. Beim Sommerkino spielt er auf dem Flügel und der Violine. Christian Roderburg ist freischaffender Solist, Ensemble- und Orchestermusiker. Er leitet das SchlagEnsemble H/F/M (“Die Spezialisten für Holz-/Fell-/Metallbearbeitung in Wuppertal”). Der aus Montreal (Kanada) kommende Komponist, Dirigent und Pianist Gabriel Thibaudeau schreibt Orchester- und Kammermusiken für Stummfilme.

Veranstaltungsort ist der Innenhof der Bonner Universität, der für knapp 2000 Gäste Platz bietet. Bei Regen bieten die Arkaden Unterschlupf. Wie in jedem Jahr ist der Eintritt frei!

Im Rheinischen LandesMuseum Bonn findet darüber hinaus ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Filmvorführungen statt. Stefan Drößler führt am Sonntag, den 12.08. um 17.30 Uhr in die Rekonstruktion fragmentarisch überlieferter Filme ein — unter anderem am Beispiel von Die Flamme (D 1922, Ernst Lubitsch). Des Weiteren widmet er sich der Geschichte des 3D-Films, die bis in die Stummfilmzeit zurückreicht (So 19.08., 15 Uhr)! Dr. Nikolaus Wostry, Filmarchiv Austria, beleuchtet unter dem Thema Frühe Nitros – Die Poesie der Artefakte die Produktionsbedingungen in der Frühzeit der Filme, als diese – im Gegensatz zu den Filmkopien heute – durchgehend Unikate waren (So 12.08., 17:30 Uhr). Den Abschluss bildet das Kino der Attraktionen, eine Vorführung von 32 Kurzfilmen aus den Jahren 1896 – 1916, als Filme noch Teile des populären Jahrmarktgeschehens waren (So 19.08. 17:30 Uhr). Der Eintritt zu diesen Veranstaltungen beträgt 5 Euro.

Das Bonner Sommerkino wird veranstaltet vom Förderverein Filmkultur Bonn e.V. in Zusammenarbeit mit der Bonner Kinemathek und dem Filmmuseum München, mit Unterstützung des Kulturamts der Stadt Bonn, der Filmstiftung NRW, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des ASTA der Uni Bonn und des Rheinischen LandesMuseum Bonn.

weitere Informationen unter: Bonner Sommerkino