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Cheyenne Autumn (Cheyenne)

R: John Ford; D: Richard Widmark, Ricardo Montalban, Carroll Baker
Musik: Alex North

Verleih: Warner

Film: ★★★☆
Musik im Film: ★★★★★
DVD-Technisch: Bild ★Bewertungspunkt★★, Ton (Stereo): ★★★☆, Extras: –

Heimatsuche
1878: Die letzten überlebenden Cheyenne, die in einem trostlosen Reservat ihr Dasein fristen, warten seit langer Zeit auf die versprochenen Zusagen der Weissen. Doch es sind nur leere Versprechungen. So machen sie sich auf den beschwerlichen Weg in ihre 1500 Meilen entfernte Heimat. Laut den Gesetzen dürfen die Cheyenne das Reservat allerdings nicht verlassen und werden deshalb von der Armee verfolgt. Es kommt zu ersten übereilten Auseinandersetzungen. Für die Presse ein gefundenes Fressen um den blutrünstigen Indianer in die Schlagzeilen zu bringen. Die Armee und der Minister für innere Angelegenheiten kommen immer mehr unter Druck und die Cheyenne lassen sich nicht zur Umkehr bewegen.

Letzter Western
Cheyenne Autumn (1964) war der letzte Western von John Ford und er hätte fast etwas ganz besonderes werden können, hätte der eigenwillige Filmemacher sich nicht für einen absurden Mittelteil, mit Wyatt Earp (James Stewart) und den abstrusen Vorkommnissen in Dodge City, die die Indianerrevolte mit sich brachten, entschieden, der dem Film jegliche Ernsthaftigkeit nimmt. Keine Ahnung was den Regisseur zu dieser Entscheidung geritten hat, überliefert ist lediglich, dass Ford meinte, dass James Stewart die beste Intermission sei, die er je „gedreht“ habe. Hätte man diese rund 20 Minuten weggelassen, der Film wäre um einiges kompakter geworden und würde wohl heute als einer der ersten Hollywoodwestern gelten, der die Indianerpolitik der „Eroberer“ umzusetzen verstand.

So bleibt ein mehr als schaler Geschmack übrig bei einem Film der in den 60er Jahren zögerlich mit der „Indianerproblematik“ umging. So punktet Cheyenne Autumn in erster Linie mit den wunderschönen Aufnahmen von William H. Clothier, der die herrliche Szenerie des Death Valley prächtig in Szene setzte, einigen feinen Schauspielmomenten, notabene von Richard Widmark als Kavalleriecaptain mit Skrupeln und Edward G. Robinson als Minister und nicht zuletzt mit der Musik von Alex North.

North’ Kraft
Wenn Alex North einen historisch angehauchten Film vertonte, konnte man sich sicher sein, dass keine ausgelatschten Pfade begangen wurden. North war in solchen Fällen immer ein Garant für Originalität und musikalisch-dramatisch besonderer Umsetzung. So ist es auch in diesem Fall, in dem er seine kraftvolle Sprache in den Konflikt und die Landschaft einfliessen lässt. Andere Komponisten hätten sich bei den prachvollen Bildern wohl kaum im Zaum halten können, North findet aber den richtigen Ansatz zwischen Dramaturgie, Tradition und Emotionen.

Die DVD
Natürlich sind die 2.40:1 Bilder projeziert von einem guten Beamer auf eine Leinwand, so wie ich den Film anschauen konnte, ein absoluter Genuss und man bereut es nur fast, den Film nie in einem grossen Kino gesehen zu haben, das muss ein absolutes Fest für die Kinoaugen gewesen sein. Die Farbgebung ist sehr kontrastreich und opulent, das Bild ingesamt ist recht sauber, auch wenn es sich hier „nur“ um eine Auflage im günstigeren Warnersegment handelt. So muss man leider auf jegliches Bonusmaterial verzichten, das immer bei älteren Filmen besonders interessant ist. Als Tonspur sollte man unbedingt das Original wählen, nicht weil es eine Stereospuraufweist, sondern weil einige sprachliche Feinheiten in der Synchroversion verloren gehen.

Philippe Blumenthal