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Pan's Labyrinth

R: Guillermo Del Toro; D: Sergi Lopez, Maribel Verdú, Ivana Baquero, Doug Jones
Musik: Javier Navarrete

Verleih: Senator-Film (D), Frenetic (CH)
3-DVD Limited Collector’s Edition

Film: ★★★★★
Musik im Film: ★★★★★
DVD-Technisch: Bild ★Bewertungspunkt★★, Ton (DD 5.1/DTS 6.1 Es ): ★★★★, Extras: ★★★★

Faschisten und Elfen
In Spanien ist der Bürgerkrieg scheinbar vorbei, die Faschisten haben gewonnen und die Revolutionäre in die Berge vertrieben. Dort herrscht der brutale Hauptmann Vidal, der den Aufständischen den endgültigen Garaus machen will. Er hat seine junge, schwangere Frau zu sich bestellt. Deren elfjährige Tochter, Ofélia, stammt aus der ersten Ehe. Ofélia ist ein aufgewecktes Kind mit reicher Fantasie und so flüchtet sie sich in eine Fantasiewelt voller mythischer Fabelwesen und trifft den eigenartigen Pan, der in ihr die Prinzessin eines alten Reiches zu erkennen glaubt. Er stellt ihr drei schwierige Aufgaben, mit deren Bestehen sie zurück in ihr Reich finden kann.

Schaurig schön
Guillermo del Toro ist in erster Linie für seine erfolgreichen Comicverfilmungen Blade II und Hellboy bekannt. Einen Namen gemacht hat er sich zuvor aber mit dem dramatischen Horrorstreifen Cronos gemacht. An Pans Labyrinth (El laberinto del fauno) hat del Toro lange Zeit herumgetüfftelt – und er hat ein visuell starkes, schaurig schönes Fantasiewerk geschaffen, aus dem Kopf eines Kindes stammend, aber keines Falls für Kinder geeignet.

In wunderbaren Bildern erzählt er von Ofélias Flucht vor dem grausamen Stiefvater und dem unnachgiebigen Franco-Regime. Doch del Toros Elfen und andere Wesen sind oft zwielichtige Gestalten, denen man nicht immer trauen sollte. Ganz ähnlich wie den Erwachsenen in der realen Welt. Doch wann ist real wirklich real und wo verlaufen die Grenzen zu Ofélias Scheinwelt? Del Toro bezieht klar Stellung: für Ofélia sind Pan und der Kinderfresser reale Wesen, auch wenn wir sie immer nur dann zu Gesicht bekommen, wenn sie alleine ist. Ebenso real ist die brutale Welt des Bürgerkrieges und des diabolischen Capitano Vidal, und del Toro scheut nie zurück, dieser mit viel Ekel zu begegnen. Nicht einfach für sensiblere Augen.

Der Regisseur setzt die schauerlichen Kindergedanken in faszinierende Bilder um, Bilder voller Fantasie und Bilder von knallharter Realität, von der es kaum einen anderen Weg gibt, als davor zu flüchten. Die drei Oscarauszeichnungen für Kamera, Ausstattung und Maske sind mehr als verdient, einziger Wehrmutstropfen dabei ist, dass Javier Navarretes Musik „nur“ mit einer Nomination (was meist mehr bedeutet als der Gewinn des Goldmännchens selber) bedacht wurde…

Sackstarke Musik
... die aber den mehr als verdienten Oscar nicht erhielt. Navarretes Musik ist ein wunderbares Gegenstück zur derzeit oftmals (ich betone: oftmals, nicht immer!) grassierenden Belanglosigkeit filmmuskalischerseits in grösseren und grossen Produktionen. Eine vielschichtige Komposition, die Ofélia auf ihren Reisen in die Fantasiewelt mit einer Mischung aus traditionellen Mitteln und packender, kontrastierender Schwere begleitet – wie der Film fordert auch die Musik viel Aufmerksamkeit. Naverretes Musik, das ist auf CD wie im Film einfach vortrefflich gemacht und verdient höchste Anerkennung. Pans Labyrinth gehört zum Feinsten was ich in letzter Zeit in Sachen Film & Musik sehen und hören durfte.

Die DVD
Die DVD zu Pans Labyrinth gibt es in diversen Ausführungen. Ich hatte die Möglichkeit, die mit 3 DVDs bestückte Limited Collector’s Edition reviewen zu können. Fans des Films sei diese Version nachdrücklich empfohlen, gibt sie doch einen sehr umfangreichen Blick in fast alle Belange der Produktion.
Das Bild der DVD ist in warmen und trotz der teilweisen Verfremdung mit Blau- und Rottönen in natürlichen Farben gehalten mit guter, aber nicht ganz perfekter Schärfe. Im Tonbereich war ich wieder einmal erstaunt wie wenig mehr die DTS 6.1 Spur gegenüber der DD 5.1 Spur hergibt, die sehr atmosphärisch und lebendig daherkommt. Naturalsimus vor Effektehascherei ist das Stichwort.

Philippe Blumenthal