
Decca 289466458-2 [57:44 / 15 Tracks]
Was uns Jerry Goldsmith mit seinem Score zu The Mummy präsentiert, gehört mit aller Bombastik und dem rhythmischen Einfallsreichtum wohl zum Besten, was uns 1999 an Filmmusik erwarten kann. Wer vom Film selber immer nur an die Gimmicks von Indiana Jones erinnert wird, kann wenigstens auf der Tonspur in eine neue Welt der archäologischen Abenteuerlust entführt werden. Phantastisch, wie hier die verschiedenen Klangfarben vom erweiterten Orchester über den differenzierten Chor bis zu den ethnisch gefärbten Instrumenten des alten Ägyptens ineinander verschmelzen und in einem wunderbaren Raumklang gemischt worden sind.
Bereits Imhotep entführt uns mit arabischen Melodien, unheimlichen Frauenstimmen und kräftiger Perkussion in den Prolog des Films. Erinnerungen an Masada (1980) werden wach bei der Tauger Attack, wo einmal mehr geniale Rhythmik in Schlagwerk und Trompeten mit geschwungenen Streichermelodien im Kontrast stehen. Warum in den Tracks Giza Port und The Caravan die Synchronität zwischen Orchester und Synthesizer nicht ganz gelang, ist bei aller Perfektion der komplexen Einspielung unbegreiflich. Eigentliche Virtuosität entwickelt sich in Night Boarders oder am Schluss in The Sand Volcano, wo die Melodien der einzelnen Charaktere gut entwickelt werden. In den grössten Spannungsmomenten wie The Crypt oder Discoveries treffen tiefe Bläser-Glissandi auf hohe Geigen-Dissonanzen, kurze Synthesizer-Einwürfe stehen im Kontrast zu geschickt eingesetzten Chorgesängen, welche nebenbei die Verbundenheit der Volksmasse mit der erweckten Mumie gut unterstreichen. Den langen Spannungsbogen der Wiedergeburtszene hält der Track Rebirth aufrecht mit schnellen Wechseln im Tempo und Rhythmus sowie durch ständig ändernde dominierende Instrumente.
Grosses Lob zum Schluss an die Orchestrationen von Alexander Courage, der das grosse Arsenal an verschiedenen Instrumenten genial beherrscht.
Heinz Siegrist
Bewertung: ★★★★★
erschienen in The Film Music Journal 19