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All the King's Men (James Horner)

Varése Sarabande VSD-6756 [56:14 / 15 Tracks]

Kaum ein Komponist polarisiert so sehr die Gemeinde der Filmmusik-Liebhaber wie James Horner. Sobald ein neues Album des Künstlers erscheint, wird es in diversen Internet-Foren entweder in den Himmel gelobt oder total verrissen. Selbst wenn Horner mal wieder eine gute Musik abliefert (so geschehen zu Chumscrubber), werden Horner-Gegner nur zähneknirschend einräumen, dass die Musik “gut” ist. Mittlerweile ist sogar zu beobachten, dass die ach so objektive Rezensenten-Gemeinde gar nicht so objektiv ist. Texte über Horners Musik strotzen nur so vor feindseligen Äußerungen, unangebrachten Seitenhieben und Groll gegen diesen Komponisten; auch wenn – wie gesagt – die Musik passabel ausfällt. Es scheinen sich bisweilen vornehmlich Horner-Hasser oder Horner-Liebhaber zu Wort zu melden. Ein Umstand, mit dem man sich abfinden sollte, bevor man sich selbst in profilneurotische und öde Diskussionen verwickelt sieht.

Nach diesem politischen Statement soll nun die Musik zum politischen All The King’s Men besprochen werden. Die erste Frage beim Hören eines neuen Horner-Albums: Wo bedient sich der Komponist diesmal? Bei Chumscrubber war es schnell klar: Schostakowitschs Jazz-Suite Nr. 2 musste herhalten. Die vorliegende Musik nun erfordert mehr Zeit und detektivisches Gespür. Mein erster spontaner Eindruck: Die schönen Main Titles orientieren sich am JC-Theme aus Beltramis Terminator 3-Scoring. Oder am Donau-Walzer von Richard Strauß. Klar, klingt beides ähnlich, ist aber wohl Zufall. Das zweite große Thema der Arbeit hat es aber in sich. Horner macht sich an einem Musical zu schaffen: Memories aus Cats! Und so steckt es schon im Namen, als wolle Horner seinen Kritikern einen heißen Tipp geben: Track 6 Anne´s Memories! Man lausche einfach ab 1:10 und auch der Schluss dieses Cues (ab 2:19) (bzw. Love´s Betrayal ab 2:25) entspricht der aufsteigenden Piano-Figur von Memories aus Cats. Das sind natürlich keine Zufälle. All the King’s Men beinhaltet somit zwei breite große Themen und eine Menge motivisches Drumherum. Die Musik ist melodisch durchstrukturiert und kann pausenlos (in Endlosschleife) konsumiert und genossen werden. Die obligatorischen Selbstzitate herunterzubeten, möchte ich mir sparen. Horner bewegt sich diesbezüglich im Zeitraum zwischen 1995 und 1998. Qualitativ halte ich All The King’s Men für einen Deut besser als Chumscrubber, weil Letzterer stellenweise zu weggetreten klingt.

All the King’s Men: Man kreuze Andrew Lloyd Webber mit James Horner und fertig ist eine bezaubernde Musik, die mit Musical-Einschlag den Hörer in seinen Bann zieht. So gut hat Horner lange nicht mehr geklungen!

Bewertung: ★★★★

Oliver M. Strate