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Corpse Bride (Danny Elfman)

Warner Sunset (59:38 / 24 Tracks)

In den letzten Jahren hat man das Gefühl gewonnen, dass Danny Elfman, der mit Edward Scissorhands und Batman Returns die Filmmusiklandschaft verändert hat, zum bloßen Auftragskomponist für groß angelegte Superheldenfilme geworden wäre, künstlerisch gefangen von seiner eigenen Musik, die streckenweise als Temp Track vorgelegen haben muss. Umso spannender die Aussicht darauf, dass er wieder mit Tim Burton, mit dem er seine Filmkarriere gestartet hat, zusammenarbeitet.

Dass Corpse Bride wieder ein Film im Stile von Nightmare Before Christmas werden sollte, verstärkte diese Spannung noch weiter, schließlich ist ihm mit dem Musical-Score zu diesem Stop-Motion-Animationsfilm eine seiner besten Arbeiten gelungen. Was die Musik von Nightmare auszeichnete, war die musikalische Verbindung der Themenkomplexe weihnachtlicher Musik und gruseliger Halloween-Stimmung. Für Corpse Bride hieß die Aufgabe nun, Hochzeitsmusik mit Beerdigungsmusik zu verbinden. Danny Elfman gelingt dies in seiner, für ihn so typischen fast barock anmutenden Art. Ein gut eingesetztes Cembalo verstärkt diesen Eindruck, und immer wieder ist es jener typische Vokaliseneinsatz, den er wie kein anderer versteht.

In einem an eine Fuge erinnernden Stil lässt er die verschiedenen Themen zusammen einen Gesamtklang aufbauen, dass selbst fröhliche Hochzeitsmusik bedrohlich und unsicher klingt.
Und plötzlich das: Elfmann verlässt diese Art zu komponieren völlig, mit Track 5 The Remains Of The Day bringt er eine großartige New-Orleans-Jazz-Nummer mit dem Komponisten als Lead-Sänger, der sein Sangestalent wohl ausschließlich für Burton-Filme aufhebt. Diese Eskapade ist, wie übrigens alle Songs, in den Score musikalisch allerdings so gut eingebunden, dass sie den Gesamteindruck der Komposition nur bereichert. Auch die zwei wundervollen Piano-Stücke (Tracks 3 und 11) sagen in ihrem Understatement mehr für den Film aus, als dies Worten möglich sei.

Die nach Charlie and The Chocolate Factory bereits zweite Arbeit des Teams Burton/ Elfman des letzten Jahres besticht durch seinen Einfallsreichtum und die konsequente Ausarbeitung der vielen schönen Themen. Dass die Sängerstimmen vom Belcanto weit entfernt sind, stört nicht – die kleinen Dissonanzen unterstreichen viel eher die burtonsche Stimmungsmalerei. Danny Elfman, der nie an einer Musikhochschule war, zeigt mal wieder in eindrucksvoller Weise die gesamte Kraft seines Kompositionsstils. Schade, dass nur Tim Burton dies vollends zu schätzen weiß.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆
David Serong