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Willy Sommerfeld ist gestorben

Die Entscheidung, Musiker zu werden will der am 11. Mai 1904 in Danzig geborene Sommerfeld bereits als Dreijähriger getroffen haben. Während einer schweren Krankheit, bei der die Ärzte ihn bereits aufgegeben hatten, spielte ihm ein Freund der Schwester täglich auf der Zither vor. Willy Sommerfeld überlebte und nun wollte er Musiker werden. Er lernte zunächst Geige und anschließend Klavier spielen und wurde in Danzig zum Musiklehrer ausgebildet. Nach der Ausbildung führte ihn sein Weg allerdings nach Berlin, wo er am Stern’schen Konservatorium Komposition studierte.

In dieser Zeit begann auch seine Karriere als Stummfilmpianist – als Studentenjob. In dieser Zeit begleitet Sommerfeld all die großen des deutschen und internationalen Kinos. Eine Schauspielerin der Zeit, von seiner Musik angetan, sagte einst zu: „Kleener, da hast mir aber ein schönes Kleid angezogen.“

Nach abgeschlossenem Studium ging Sommerfeld nach Braunschweig, um dort zunächst als Redakteur eines Musikverlages zu arbeiten. Nebenbei blieb er allerdings der Welt des Kinos treu und war Dirigent des 12-köpfigen Orchesters des UFA-Kinos in Braunschweig. Später übernahm er am Braunschweiger Theater die Position des Kapellmeisters. Diesen Posten verlor er 1934, weil er sich weigerte mit dem Hitlergruß zu grüßen. Auch sein nächste Engagement, als Pianist der Kabarettgruppe „Die vier Nachrichter“ von Helmut Käutner wurde von den Nazis beendet; die Gruppe erhielt Auftrittsverbot. In den Folgejahren arbeitete Sommerfeld als Radio- und Theatermusiker. Nach Krieg arbeit Sommerfeld in DDR wieder als Komponist und Dirigent, nimmt Schallplatten auf, bleibt nach dem Mauerbau im Westen und geht 1968 in Rente.

1972 entdecken die Freunde der deutschen Kinemathek Sommerfeld als einen der letzten Stummfilmpianisten wieder und machen ihn zu ihrem Hauspianisten im Kino Arsenal, in dem er vor über 70 Jahren (damals Bayreuther Lichtspiele) schon spielte. Die Stummfilmrenaissance in Deutschland macht Sommerfeld noch einmal berühmt. Er ist als gefragter Pianist in ganz Deutschland auf Tournee. Er erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter Bundesfilmpreis und die Berlinale-Kamera für sein Lebenswerk, das Bundesverdienstkreuz am Band und eine Ehrenprofessur des Berliner Senates. 2006 würdigte die Regisseurin Ilona Ziok Willy Sommerfeld mit dem Kinoporträt The Sounds of Silents – Der Stummfilmpianist.

Der Musiker, der noch im Alter von über hundert Jahren täglich am Klavier saß, hat seine Filme stets rein intuitiv, also nie nach Noten begleitet. Seine Arbeitsweise beschrieb er wie folgt: „Mir schießen die Bilder, die ich auf der Leinwand sehe, ins Gehirn und von dort aus in die Hände. Da ich sehr klein bin, geht das sehr schnell“

Willy Sommerfeld starb bereits am 19. Dezember in Alter von 103 Jahren in Berlin.

Weitere Informationen unter: The Sounds of Silents – Der Stummfilmpianist