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Atonement (Dario Marianelli)

Universal Classics 4766195 [50:57 / 15 Tracks]

Neben Alexandre Desplat gehört Dario Marianelli zu den von der Kritik gefeiertsten Shooting Stars der aktuellen Filmmusik, dem mühelos der schwierige Spagat zwischen Arthouse und Mainstream-Projekten zu gelingen scheint. Marianellis Schaffensfreude ist ungebrochen und so kommt kurz nach Goodbye Bafana und The Brave One mit Atonement in Kürze ein weiteres Werk mit seiner Musik in die deutschen Kinos.

Nach Pride and Prejudice eine weitere Zusammenarbeit mit Regisseur Joe Wright, wiederum mit Star-Ikone Keira Knightley in der Hauptrolle besetzt, und erneut auf einer bekannten Romanvorlage basierend, dieses mal auf einem Bestseller des englischen Autors Ian McEwan. Angesiedelt im spätviktorianischen England der 30er Jahre, wird aus unterschiedlichen Perspektiven die tragische Geschichte des 13jährigen Mädchens Briony erzählt, das einen Jungen aus kindlicher Naivität für ein Verbrechen beschuldigt, das er nicht begangen hat, und diese Tat bis an ihr Lebensende bereut. Ein Stoff also, der wie geschaffen ist für eine intensiv lodernde, stark emotional geprägte sinfonische Musik, die Marianelli hier in großen Teilen auch bereitwillig abliefert. Ungewöhnlich mag zunächst der nicht ganz neue Trick sein, in einigen Tracks eine Schreibmaschine sozusagen als zusätzliches Instrument einzusetzen, was im filmischen Zusammenhang (Briony möchte Schriftstellerin werden) durchaus seine Berechtigung hat, auf CD neben der klassisch angelegten Instrumentierung allerdings etwas befremdet. Jedoch sind die Tippgeräusche nur kurz und sporadisch in wenigen Stücken zu vernehmen, so dass sich der Störfaktor in Grenzen hält.

Ist das gequälte, um wenige Töne kreisende Briony-Thema in Track 1 und vor allem Track 3 mit seiner repetitiven Tändelei anfangs nicht gerade vielversprechend, so verdichtet sich der Score mit dem sehnsuchtsvoll getragenen Liebesthema, das erst noch recht zaghaft in Track 2 (Robbie’s Note) anklingt, immer mehr zu einer eindringlichen Elegie, die in ihren markanten Streicheraufschwüngen eine starke Verwandtschaft zu Yareds English Patient aufweist und in den gern eingesetzten, delikaten Soli von Klavier, Cello und Klarinette sogar an Sardes Fort Saganne erinnert. Zusätzliche thematische Ideen bereichern die Komposition in der zweiten Hälfte und lassen den dicht ausgesponnenen lyrischen Fluss bis zum Ende nicht mehr ins Stocken kommen.

Mit Atonement legt Marianelli seine kompositorisch bislang reifste Arbeit vor und darf wohl – schon aufgrund der literarisch abgesicherten Seriosität des Films – mit einer Oscar-Nominierung rechnen.

Bewertung: ★★★☆