
Varese VSD-6502 [59:53 / 15 Tracks]
Während der Film zu diesem Score noch anstrebt, gerne wie Indiana Jones zu sein, geht Alan Silvestri mit der Musik selbst in eine völlig andere Richtung, weit ab von der Williamsschen Kreation. Dem überwiegend jungen Kinopublikum angepasst (man darf nicht vergessen, dass die Tomb Raider Reihe auf einem Computerspiel basiert), hat man sich bei Tomb Raider – The Cradle of Life für einen stark elektronischen und sehr beatlastigen Musikstil entschieden. Bereits das Opening zeigt, was von dem Score zu erwarten ist – beginnend mit pulsierenden Bassdrums, hinterlegt mit Synthesizerpads und Rhythmusgitarre, wird kurz darauf das Hauptthema von einer Lead-Gitarre vorgestellt, die natürlich von einem kräftigen Orchester begleitet wird. Das Thema selbst ist sehr eingängig, relativ simpel gehalten und schnell wieder zu erkennen. Auch die Bassdrum stellt sich als sich wiederholendes Element heraus und ist später leicht auszumachen.
Die folgenden Tracks sind überwiegend in dieser Machart gehalten, viele synthetische Atmosphären, immer wieder durchbrochen von perkussiven und treibenden Einwürfen, gepaart mit großem, schmetternden Orchester. Immer wieder wird das Thema angespielt, das Orchester bleibt allerdings die meiste Zeit hinter dem stark vordergründigen Schlagzeug zurück. “Die meiste Zeit” bedeutet natürlich, dass es immer wieder auch Sequenzen gibt, in denen die rhythmische “Begleitung” zurückfällt, und auch einmal dem Rest Platz lässt, sich etwas zu entfalten oder auch nur einmal eine ruhigere Stelle zu spielen (so Z.B. in der ersten Hälfte von I Need Terry Sheridall). Aber natürlich wollen wir nicht vergessen, dass es sich hier um einen Actionfilm handelt, und solche Szenen eher die Ausnahmen sind. Nun ja …
Etwas hervor hebt sich Arrival in China, der wirklich ruhig und verträumt asiatisch anmutet und sich auch klanglich von dem Rest des Scores abhebt. Erstaunlicherweise erinnert mich dieser Track stark an Howards Waterworld (Swimming) – Einbildung? Pandora’s Box dürfte sicher ein weiteres Highlight auf der CD sein – kommt der Track doch einzig mit Orchester und Chor aus, die eine traumhafte Passage liefern über eine Länge von fünfeinhalb Minuten.
Zusammenfassend kann man aber sagen, dass Tomb Raider – The Cradle of Life eher zu den “lauten” Scores gehört, viel Elektronik und vordergründige Beats. Das dürfte das junge Publikum sehr ansprechen, aber der Rest der Hörerschaft wird wohl eher einen Bogen um diesen Score machen, da der wirklich zu genießende Anteil auf der CD einfach zu knapp ist.
Bewertung: ★★★
weitere Informationen:
Offizielle Homepage zu Tomb Raider – The Cradle of Life
Umfangreiche Homepage über Alan Silvestri
Cinema Musica Rezension: Alan Silvestri – Night at the Museum
Markus Holler
erschienen in The Film Music Journal 31/32