
Es ist wieder Berlinale-Zeit. Stars, Sternchen, Glamour, rote Teppiche, lange Schlangen und – ach ja, das gibt es ja auch noch – viel Kino. Das heimliche Motto der diesjährigen Berlinale scheint übrigens „Rocklegenden“ zu heißen: Der Eröffnungsfilm Shine A Light war ein Konzertfilm über die Rolling Stones, allerdings von Martin Scorsese. Im weiteren Programm stehen ein Film über Patti Smith (Patti Smith: Dream of Life, Regie: Steven Sebrink)und einer über Neil Young (CSNY: Déjà Vu, Regie: Bernard Shakey a.k.a. Neil Young). Was dazu führt, dass dieses Jahr fast mehr Rocklegenden über den roten Teppich laufen als Hollywood-Stars. Irgendwie ist es eine also eine musikalische Berlinale, irgendwie. Natürlich sind diese drei Filme nur ein winziger Ausschnitt des wieder überwältigend vollen Programms, aber als Aushängeschilder sagen sie doch etwas aus. Vielleicht hat die Festivalleitung um Dieter Kosslick gedacht, es wäre einmal Zeit dafür, dass diese Sektion filmischen Schaffens einen besseren Focus erhält, vielleicht ist aber auch die Anzahl an Star-lastigen und Berlinale-tauglichen Filmen dieses Jahr zu gering. Zu verstecken braucht sich da diesjährige Festival auf jeden Fall nicht. Wieder einmal werden die diesmal rot-grünen Berlinale-Taschen das Stadtbild prägen, denn Berlin ist wieder einmal für zehn Tage Mittelpunkt der Filmwelt.
In Concert: Der Rolling Stones-Film Shine A Light eröffnet die Berlinale
Gleich der erste Berlinale-Film, der hier etwas genauer vorgestellt werden soll, ist ein echter Hammer: There Will Be Blood von Paul Thomas Anderson, acht Mal für den Oscar, unter anderem als bester Film, nominiert, hat es irgendwie geschafft, zur gleichen Zeit beim Oscar und bei der Berlinale im Wettbewerb zu sein. Und so dem Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis die Möglichkeit eröffnet binnen einer Woche sowohl den Silbernen Bären, als auch den Oscar als bester Darsteller entgegen nehmen zu können. Verdient hätte er beide Preise, denn seine Darstellung eines Mannes, der sich durch Öl aus dem Nichts heraus alles erarbeitet und am Ende doch nichts hat, ist fantastisch. Fantastisch ist auch die Musik in There Will Be Blood, eine spannende und effektvoll eingesetzte Mischung aus vorhandener Musik, hier hauptsächlich Johannes Brahms und Arvo Pärt, und original komponierter Musik von Jonny Greenwood, Musiker der Band Radiohead. Durch die Musik erhält der Film seine Tiefe, seine Weite und seine Größe. Denn sie ist immer präsent, sei es auch nur als nachschwingende Erinnerung aus der letzten Szene. Sehr direkt tönt sie diesen eh schon düsteren Film noch dunkler. Dass es für Daniel Day-Lewis Charakter nicht gut ausgehen kann, dass weiß schon bei den ersten Klängen der Ouvertüre jeder.