Marc Hairapetian und Mike Beilfuß hatten vor kurzem die Gelegenheit Peter Thomas bei sich zuhause in Locarno zu besuchen und sich ausführlich mit ihm zu unterhalten.
Das große Peter Thomas-Interview wird in Cinema Musica 11 erscheinen.
Hier schonmal ein kleiner Ausschnitt:
Marc Hairapetian (MaHa): Sie haben bereits in den 1960er Jahren sehr futuristisch komponiert. Wie sehen sie die Zukunft der Filmmusik? Wird sich die Filmmusik weiterentwickeln, bzw. muss sie das überhaupt?
Peter Thomas (PT): Es wäre schön, wenn sie sich weiterentwickeln würde. Bloß hatte ich zuletzt nicht so viele gute Klangerlebnisse gehabt und nur wenige Komponisten stechen hervor. Ein ganz toller ist der Gerd Wilden Junior, auch der Vater ist ein sehr guter Filmkomponist.
Er ist wirklich gut. Ein bissel stur, was in unserem Beruf wichtig ist, aber sehr liebenswert.
Was er macht hat Hand und Fuß. Er kann auch für großes Orchester schreiben. Mir gefällt einfach, was er macht. Ich drück ihm alle Däumchen, dass er, als einer, der aus der Reihe tanzt, andere findet, die sich dort auch einreihen wollen. Die Zukunft liegt wahrscheinlich darin, dass man immer mehr richtige Live-Musik mit Elektronik verschmilzt. Es gab noch nie so eine große Chance wie heute, dass man neue Klänge macht. Man kann mit den Samples heute soviel machen. Einfach alles ist möglich. Leider aber wird viel zu selten experimentiert. Ich finde, das ist verkehrt, denn dann geht eine Schiene im Gehirn verloren: das Nummerieren und Addieren, das Lernen.
Man verlässt sich immer auf Vorformatiertes. Alles, was „fertig“ vorliegt, erscheint als richtig. Man zweifelt nichts an. Aber: wenn man mit der Hand etwas schreibt, dann sieht(!) man das, und das kann man auch radieren und korrigieren. Ich schreibe das nicht in den Apparillo(PC) rein – nicht, weil es mir suspekt ist, sondern weil ich finde, dass geschriebene Musik besser ist als „reingespielte“, nicht vorher notierte, nur so aus dem Hut gezogene Musik. Wenn heute junge Menschen etwas machen, was sie nie gelernt haben, nämlich mit der Hand oder aus dem Kopf komponieren, dann können die Posaunen niemals so schön klingen wie richtige Posaunen. Wenn Posaunen oder Geigen nicht so notiert sind, dass sie instrumentengerecht geschrieben sind, dann klingen sie nicht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Im Moment ist eine geschriebene Partitur einfach noch besser. Ich denke, man sollte so lange wie möglich traditionell schreiben und spielen.
MaHa: Hört Peter Thomas privat viel Musik, oder ist er mit seinen eigenen Sachen so beschäftigt, dass dafür keine Zeit bleibt?
PT: Ich höre sehr viele Neuerscheinungen, also auch moderne Musik. Ebenso versuche ich, bestimmte Phänomene zu erfassen. Jetzt werden Sie lachen, aber ich finde André Rieu fabelhaft! Ich empfinde ihn als Ereignis, wenn er spielt, mit dem unwahrscheinlich entzückenden „Schmäh“ in den Augen, und der engen Hose, toll. Und dann klingt das auch so. Dasselbe Stück auf einer CD klingt nicht ganz so überzeugend. Man merkt, wie viele CD-Verkäufe durch sein Gesicht zustande kommen. Das ist also auch eine Art Filmmusik, oder?
Als Verkäufer von Musik finde ich ihn toll und finde es nicht gut, dass man ihn so abtut.
Was bilden sich diese intellektuell gesteuerten Kritikaster ein, die sollen es erstmal nachmachen. Er macht Freude, wagt sich an Stücke ran und hat wunderbare Musiker. Er schafft ja auch wirklich jedes Publikum. Entertainment erster Sahne. Finden Sie nicht?
Und das weltweit!
Das vollständige Interview finden Sie in Cinema Musica 11, die am 18. März erscheint