
Indigo B0000932D5 (57:08 / 11 Tracks)
Deutscher Titel: In guten wie in schweren Tagen
„It’s all about loving your parents“ – so lautet nicht nur der Untertitel von Karan Johars vor Superlativen strotzendem Bollywood-Schinken, sondern zweifelsohne auch sein omnipräsentes Mantra. „It’s about loving your parents, grand-parents, uncles, brothers and oh, of course, wives.” Regisseur Karan ist der Sohn des Produzenten Yash Johar, die Koryphäen der Curry-Western Jaya und Amitabh Bachchan sind im Film wie auch im wahren Leben verheiratet, Shah Rukh Khan hat seinen Sohn Aryaan in einer Nebenrolle untergebracht und auch der Score macht mit den Komponistenbrüdern Jatin und Lalit Pandit keine Ausnahme. Blut ist eben dicker als Wasser.
Jatin und Lalit, denen bereits seit einigen Jahren Abnutzungserscheinungen ihrer Kompositionen nachgesagt werden, haben einen wenig abwechslungsreichen Soundtrack geschaffen. Allein der Titelsong „Kabhie khushi kabhie gham“ ist drei Mal vertreten. In der Natur wäre eine so geringe Vermischung der Gene verboten, warum nicht auch auf CD? Zudem ist Indien nicht Liechtenstein, es hätte sicher noch mehr talentierte Komponisten zu bieten gehabt. So aber ist Sometimes happy, sometimes sad ein schnell durchschaubarer Score geworden. Anders als bei der sehr viel gelungenere Jatin-Lalit-Produktion „Hum Tum“ wurde hier wieder auf die altbewährte Methode zurückgegriffen, die Stimmen der Schauspieler durch immer dieselben Playbacksänger zu ersetzen. Dadurch werden die meisten Tracks von Alka Yagniks delfinesker Weltschmerzstimme und dem „indischen Elvis“ Sonu Nigam über die Hürden eines jeden Bollywoodfilmes geschleppt: Feiern, Hochzeiten, eine Runde sexy Discogebalze und eine Versöhnungsszene, tränenreicher als die Beerdigung der Diana Spencer.
Freuen kann sich über diese CD, wem die ständigen Wiederholungen nicht auffallen oder aber, wem dramatischer Bhangra-Pop in einer Phase völliger Stagnation gefällt. Oder aber jeder x-beliebigen Sonja: „You are my Soniya“ ist der gescheiterte Versuch eines heiteren Liebesliedes (Soniya = große Liebe!) Aus dem inzestuös-langweiligen Rahmen fällt auch der einzige nicht von Jatin-Lalit verfasste Song „Say „shava shava““ („Sag „tanze, tanze““), der klingt wie ein Revue-Song mit Wasserballett- und Stepptanzeinlagen im Remix von Wladimir Kaminers Russendisko. Lob dafür. Vielleicht hätte es den Score der Abwechslung halber sogar retten können, wären die im Film verwendeten „It’s raining men“ und „Lady (hear me tonight)“ mit von der Partie. So aber bleibt nur ein Häufchen einfallsloses Elend.
Bis heute ist Sometimes happy, sometimes sad der teuerste und erfolgreichste Film des indischen Kinos. Wer ihn gesehen hat, mag sich fragen, womit er das verdient hat. Nicht nur der Titel verspricht eine 3stündige, indische Hardcore-Version einer beliebten Vorabendserie, auch inhaltlich erfüllt der Film jedes Clichée von kitschigem, unlogischem und polarisierendem Bollywood-Blödsinn. Rarely happy, mostly sad.
Bewertung: ★ ★
Jessica Riccò