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Interview mit Fabian Römer über seine Filmmusik zum "Polizeiruf 110 - Die Matrosenbraut" (ARD, 30. April 2006)

Eröffnend mit diesem Interview werden wir ab sofort regelmäßig mit Filmkomponisten über ihre aktuellen Fernsehprojekte sprechen.

Mike Beilfuß: Du hast u.a. schon Musik für den „Tatort“ und für die ZDF-Serien Bella Block oder Wilsberg komponiert. Macht es dir Spaß Filmmusik für Krimiserien zu schreiben

Fabian Römer:
Die Arbeit an Krimimusiken macht mir sehr viel Spaß, zumal Krimis heutzutage ihr Genre immer mehr ausweiten – so sind es oft komplexe Dramen oder intelligente Komödien. Auch die Optik und der Schnitt sind mittlerweile häufig auf Kinoniveau. Immerhin sind in Deutschland die meisten Schauspieler und fast alle Crewmitglieder in beiden Bereichen (Kino und Fernsehen) tätig.

In dem Polizeiruf 110 – Die Matrosenbraut gib es sehr viel Musik von dir. Was sollte deine Musik rüberbringen

Die Musik sollte sich stilistisch überhaupt nicht an gängigen Hollywood-Musiken orientieren, sondern eher eine stetige Melancholie durch elektronische Klangfarben, Akkordeon, Rhodes und Beats erzeugen. Mein Ziel war weniger ein klares Leitmotiv, sondern vielmehr der Ausdruck einer Grundstimmung.

Mit Christine Hartmann, der Regisseurin, arbeitest du nicht zum ersten Mal zusammen. Wie müssen wir uns eure Zusammenarbeit vom Ablauf her vorstellen

Christine lässt mir viel Freiraum und bringt mir viel Vertrauen entgegen – das schätze ich sehr. Nach unserer ersten Musikbesprechung arbeite ich meistens ein paar Wochen frei nach den besprochenen Ideen und präsentiere ihr danach das fertige Layout der Musik. Darauf folgen noch Änderungen und das Ausproduzieren der Musik (Musiker, Mischung,…).

Wie bist du zur Filmmusik gekommen? Kannst du dich kurz vorstellen

Das war ein laufender Prozess. Erste Erfahrungen hatte ich bereits während meines Violinstudiums gemacht, als ich die Musik zu Les Egarés komponierte. Außerdem hatten wir damals in unserem Projekt-Tonstudio viele Eigenproduktionen in Richtung House, Drum n’ Bass, TripHop etc. Ich suchte einen Beruf, bei dem ich meine klassische Ausbildung, das Interesse für Technik und verschiedenste musikalische Stilrichtungen unter einen Hut bringen konnte. Als mir später Andreas Köbner die Möglichkeit gab, nach München zu kommen und bei ihm in den Produktionsprozess deutscher Filmmusiken reinzuschauen, wurde mein Ziel klar.

Du hast kürzlich die Musik zu einem französischen Kinofilm fertig gestellt. Kannst du uns darüber etwas erzählen? Welcher Regisseur? Was für Musik? Erscheint er nur in Frankreich? Was ist das für ein Film

Der Film Les Fragments d` Antonin spielt im ersten Weltkrieg im Elsass an der deutsch-französischen Front. Es ist aber kein typischer Antikriegsfilm, sondern konzentriert sich vielmehr auf die Figur des Antonin, der im Krieg die Erinnerung verloren hat und nun Stück für Stück zu sich zurückfindet.
Den Regisseur Gabriel Le Bomin kenne ich schon von früher, wir haben zusammen unseren allerersten Film gemacht.
Die Musik zu diesem Film ist eine Mischung aus klassischem scoring (Orchester) und modernen Klängen (elektronisch oder Orchester). Wichtig für diesen Film war ein sehr starkes Hauptthema. Da der Film in vielen Rückblenden das Leben des Antonin aufzeigt, besteht die Gefahr, diese als Bruchstücke wahrzunehmen. Ein starkes Thema, das variiert werden kann, verbindet diese Teile und hilft emotionell, den Protagonisten zu verstehen.
Da dies eine rein französische Produktion ist, wird sie es schwierig haben, z.B. in Deutschland in die Kinos zu kommen. Es hängt aber auch von der Größe des Verleihers und dem Erfolg auf Festivals ab.

An welchen Projekten arbeitest du gerade

Momentan arbeite ich an einem weiteren Krimi der Reihe Sperling und an einem Film für das Schweizer Fernsehen.

Vielen Dank für das Interview.

Tipps und Links:

Homepage von Fabian Römer
Informationen zum Polizeiruf 110 – Die Matrosenbraut