
Promotional [150:00]
Alan Williams gehört, trotz seiner 15 Jahre im Filmmusikgeschäft, immer noch zu den eher unbekannten Namen des Business. Das ist durchaus bedauerlich, betrachtet man seine oftmals sehr gelungenen Werke- siehe meine Rezension zu Miss Lettie and Me.
Nun ist als Promotional Disc ein 2 CD Best Of Alan Williams erschienen, Ausschnitte aus fast allen Filmmusiken, gegliedert in Genres; auf der ersten CD finden sich Tracks aus den Rubriken „Adventure“, „Romance“, „Action“, „Mystery/ Suspense“, auf der zweiten Disc „Family“, „Drama“, „Comedy“ und „World“.
„Adventure“ besteht aus elf, größtenteils sehr perkussiven und Blechbläser-lastigen Tracks, die aufgrund ihrer pulsierenden und dadurch auch sehr mitreißenden Art, einen gelungenen Einstieg in den Querschnitt bieten.
Hier reiht sich ein musikalisches Highlight an das andere, mitreißende Märsche, epische Streicherschwelgereien, pathetische Trompetenhymnen oder von exotischen Trommeln begleitete Chorpassagen. Abenteuermusik nonstop, die den Hörer nicht ruhen lassen und ihn voll und ganz in ihren Bann zu schlagen vermögen.
In den „Romance“ zugehörigen Stücken verwendet Alan Williams warme Klangfarben; charakteristisch sind hier die Holzbläsersoli über den Streichern, wie sie schon von Elmer Bernstein bevorzugt verwendet wurden. Aufgrund ihrer nicht zu aufdringlichen Art gelingen Williams hier durchaus ansprechende, aber leider auch kaum sonderlich einprägsame Themen. Sehr amüsant ist der Track The Valley, in dem das Legends of the Fall – Thema von James Horner fast 1:1 verwendet wird- noch mag man vielleicht darüber schmunzeln, doch derartige Zitate werden dem Hörer noch zweimal über den Weg laufen; einmal in Disconnect (James Horners The Forgeotten – Thema) und in I Can’t Raise A Child (Rachel Portmans Young Girls Burial aus Cider House Rules).
Wenig überzeugend sind die recht kurzen, mit krachenden E- Gitarren, Beats und Synthesizern à la Media Ventures, durchsetzten Actionstücke- dass er das auch besser kann, hatte Williams anfangs mit den Abenteuertracks bewiesen.
Das letzte Genre auf der ersten CD sind die Suspensestücke – ein guter Zwischenstopp. Gelungene Spannungspassagen mit flirrenden Violinen oder dunklen Bässen, dezenter synthetischer Unterstützung, harmlos anmutenden Klaviermotiven, die bald eine bittere Spannung aufbauen. Das mag zwar nicht neu sein, ist aber geschickt gemacht und zu häufige, klischeebeladene Schockeffekte werden vermieden.
Mit 79:40 Minuten prall gefüllt ist die zweite und letzte CD, die mit harmonischen Stücken für „Family“ aufwartet. Hier wird der Freund romantischer Orchesterschwelgerei bestens bedient; schwungvoll und verschmitzt, schwärmerisch und melodisch, heiter und hoffnungsvoll.
Den noch zu begeisternden Filmmusikhörer vermag diese Suite regelrecht mitzureißen, so voller warmer Farben und liebevoller Orchestration sich dieser Zusammenschnitt präsentiert.
Etwas ruhiger und nachdenklicher ist der nächste Abschnitt „Drama“- Solinstrumente, bevorzugt Klavier oder Gitarre, gelegt über Streicherteppich, oft mit minimaler synthetischer Unterstützung. Ein Highlight ist Track 14 Sacrifice, in dem eine ethnische Vokalise versucht, gegen die Streicherwucht des Orchesters anzukämpfen.
Ein Klagelied des Cellos, erbarmungslos unterbrochen von hämmernden Synths, ersetzt durch eine leidende Vokalise, einfühlsame Melodik einer Flöte, eine weinende Violine.
Spritzig geht es weiter mit der nächsten Kategorie- „Comedy“. Neun flotte und gewitzte Stücke, augenzwinkernd und geschickt instrumentiert; ob nun Elfmaneske Orchesterscherze mit Glockenspiel, flotter Percussion, tanzenden Flöten, rasante Folkmusik oder lockere Jazzmusik- der Hörer wird bestens unterhalten.
Zum Abschluss kommt diese Compilation mit „World“ Music – kurios Track 32 Islamic Prayer, islamischer Ethnogesang, überlagert von DJ Beats und synthetischer Percussion. Sicher nicht jedermanns Sache. Ansonsten ist diese Suite durchaus erträglich, Williams setzt hier bevorzugt auf exotische Perkussion; südamerikanische Trommeln mit Panflöte, leisem Chor, japanische Violine, ägyptische Ethnik mit großer Sorgfalt, liebevoll und detailliert gearbeitet.
Letzteres trifft für den Großteil dieser 2 CD Compilation zu, es finden sich sehr viele schöne, mit viel Liebe orchestrierte Stücke, abwechslungsreich mit hohem Unterhaltungswert, niveauvoll und künstlerisch wesentlich wertvoller als das Ethnogedudel oder Actiongehämmere aus den Remote Control Studios.
Sieht man über die drei dreisten Plagiate hinweg- was selbst mir schwerfällt- hat man hier einen absolut empfehlenswerten und gut zusammengestellten Sampler von einem Komponisten, dem man mehr Aufmerksamkeit und größere Projekte wünschen würde.
Bewertung: ★★★★
Stephan Eicke
Offizielle Homepage von Alan Williams: www.alanwilliams.com