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Der Deutsche Filmpreis für die Beste Filmmusik geht überraschend an Bert Wrede für "Knallhart"

An diesem Abend wurde der Deutsche Filmpreis 2006 verliehen. Unter den drei nominierten für die “Beste Filmmusik” befanden sich:

  • T Bone Burnett für Don’t Come Knocking
  • Bert Wrede für Knallhart
  • Stéphane Moucha, Gabriel Yared für Das Leben der Anderen

Gewonnen hat Bert Wrede für Knallhart

Ein unterhaltsamer Abend war es in der ARD. Bully Herbig führte durch die überraschend ironische Show die letztlich aber wenig Überraschungen bot; außer in der Sparte Filmmusik: als würde der Preis für ihn selbstverständlich sein, war Gabriel Yared, der Komponist von Das Leben der Anderen, sogar höchstselbst anwesend, aber nur um letztendlich zuschauen zu müssen wie Bert Wrede für Knallhart ihn in Empfang nehmen durfte.
Wie es zu dieser seltsamen Entscheidung kommen konnte, ist vielleicht eine der umstrittensten Fragen dieses Abends. Für mich persönlich ist die Filmmusik zu Das Leben der Anderen sicherlich eine der besten, schönsten und durchdachtesten Filmmusiken zu einem der besten deutschen Filme der letzten Zeit.
Bevor Till Brönner, einer der letztjährigen Nominierten für den Deutschen Filmpreis für seine Musik zu Höllentour, den Preis übergeben hat, hat Moderator Bully Herbig auf durchaus nicht unwitzige Weise die Bedeutung von Filmmusik einleitend hervorgehoben. Sinngemäß zitiert: Ein Film ist komplett Scheiße und was soll ihn dann am Schluß noch retten: Natürlich, die Musik! Alles bleibt an der Musik hängen.”
Anschließend hielt Herbig eine exemplarische Hollywood-Kriegsfilm-Aufbaurede und ließ sich diese von einer einmal heroischen Musik unterlegen und beim zweiten Mal von einer beschwingten Komödienmusik. Alles wäre sehr gelungen, wenn die Preisvergabe der treffenden Bedeutung der einleitenden Worte entsprochen hätte.

Es ist sehr schade, dass mit Bert Wrede der Preis an einen Komponisten ging, dessen Musik für den Film Knallhart kaum Relevanz hatte. Die musikalische Dramaturgie dieses Films basiert größtenteils auf dem Einsatz von Songs.
Vielleicht war die Entscheidung aber auch eine politische: Bereits im Vorfeld waren die Nominierungen für die Beste Filmmusik heftig umstritten, weil zwei der Nominierten keine Komponisten aus Deutschland sind. So würde der Eindruck entstehen in Deutschland gäbe es keine guten Filmkomponisten, war die allgemeine Kritik.
Könnte es sein dass die Auszeichnung für Bert Wrede ein Versuch der Wiedergutmachung ist?
Der einzige deutsche Komponist unter den Nominierten, dazu noch mit der schwächsten Musik, gewinnt den Deutschen Filmpreis. Das ist in der Tat auch ein fatales Signal.

Weitere Kommentare:
Alexander Hemmpel (Filmmusikagent)
Eine absolut schwache und unverständliche Entscheidung trafen die Juroren in der Kategorie „Beste Filmmusik“, wo der Film KNALLHART gewann. Dieser Film lebt zum größten Teil von eingekauften Songs und nicht von dramaturgischer für den Film komponierter Musik. Eine weitere Ohrfeige für alle dramaturgischen Filmmusik-Komponisten. Dass von den bereits sehr schwachen Filmmusik-Nominierungen ausgerechnet auch noch der Film gewann, der hier der am wenigsten Relevante war, ist nicht nachvollziehbar und zeigt erneut noch einmal auf das Deutlichste die Inkompetenz der Jury im Bereich Filmmusik und den Stellenwert der dramaturgischen Filmmusik in Deutschland. Schade drum und wirklich ärgerlich! (Alexander Hemmpel, 13.05.2005)

Ein Kommentar von David Serong zu den Nominierungen