
Concord CRE-30825 [77:28 / 19 Tracks]
Es gibt drei filmmusikalische Hauptthemen, die wohl jedermann bekannt sein dürften: Star Wars, Superman und der Marsch aus Raiders of the Lost Ark. Um letzteren hat es in den letzten Jahren immer wieder Gerüchte gegeben, denn lange wusste niemand so genau, ob und wann ein vierter Teil der Indiana Jones Saga folgen würde. Tätärääää! Es ist soweit – und alle sind sie wieder mit an Bord: Steven Spielberg, Harrison Ford, George Lucas, Karen Allen (der einzig wahre Charakter weiblicherseits für Indyfans) aus dem ersten Film und natürlich John Williams, denn was wäre Indiana Jones ohne seine Musik?! Und dass es der 76jährige immer noch drauf hat, zeigt er mit seinem Score zu Indiana Jones and the Kingdom of the Skull: vollmundig, gewandt, abenteuerlich und verspielt.
Es versteht sich von selbst, dass Williams die CD mit dem schmissigen Raider’s March eröffnet, danach kehrt er mit dem herrlich romantischen Marion’s Theme in bester Manier zu Teil 1 zurück. Und In The Spell of the Skull hören wir das mystische Map Room/Miracle of the Ark Thema aus Raiders wieder. Überflüssig zu erwähnen, dass Williams natürlich auch neues Themenmaterial entworfen hat. Mit Irina’s Theme kreiert der Maestro ein ausschweifend verführerisches Thema mit finsteren Anklängen für die von Cate Blanchett gespielte Rolle und freilich gibt es ein sagenumwobenes, kraftvolles Motiv für den Crystal Skull (Call of the Crystal). Letztere beide weisen eine gewisse Verwandschaft zueinander auf. Im famosen, knuffig mit scherzi übersäten The Adventures of Mutt begleiten wir den von Shia LaBoeuf gespielten Jungspund, wohlige Erinnerungen an den Eröffnungstrack aus Indiana Jones and the Last Crusade werden wach. The Journey to Akator eröffnet ein schmissig buntes Feuerwerk mit Themenspielereien und fein ausgarnierten Orchestrationen ehe, hui, plötzlich mexikanisch-folkloristisches aus den Lautsprechern schallt. Das ist ja mal was komplett anderes für Meister Williams. Typisch allerdings ist Ants mit seinen wirbelnden Streichern, klar definierten Timpanischlägen und Blechstaccati; die unvermeidliche Perkussionslinie kurz nach dem Beginn hat Williams des öfteren in seinen letzten Star Wars Epen in ähnlicher Art schon verwendet.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die erste Hälfte des Scores verspielter, leichter und eleganter daherkommt, während der zweite Teil deutlich actionlastiger und düsterer gestaltet ist. Ein Beispiel dafür ist das geheimnisvolle, spannungsgeladene Temple Ruins/Secret Revealed. Zum Abschluss der 78 Minuten Musik fasst Williams in Finale seine Themen nochmals zusammen und lässt zum Schluss den Raiders March in einer witzigen, kleinen Variaton erklingen (Ohren spitzen!). Wie schreibt Doug Fake von Intrada immer so schön? Bullseye! Das beantwortet an sich auch die Frage ob sich die lange Warterei auf einen neuen Indy Score gelohnt hat? Ja! Die etwas mehlige Enttäuschung aus den Star Wars-Prequels kommt hier nicht auf. Indiana Jones and the Kingdom of the Skull präsentiert so manche Höhepunkte, fulminanter Hörspaß inklusive, vom Orchester großartig interpretiert.
Bewertung: ★★★★☆
Philippe Blumenthal