Seine 2002 erschienene Autobiographie trug den bezeichnenden Namen „Memoirs of a Famous Composer – Nobody Ever Heard Of“. Dabei war Earle Hagen einer der umtriebigsten Komponisten des amerikanischen Fernsehens, Films und Jazz.
Geboren am 9. Juli 1919 in Chicago begann er bereits als 16-jähriger professionell für Big Bands die Posaune zu spielen. So spielte er in den Bands von Größen wie Tommy Dorsley, Benny Goodman und Glenn Miller. Im Alter von 20 Jahren komponierte er sein bis heute bekanntestes Stück, das später zum Big Band-Standard wurde: Harlem Nocturne – vielen vielleicht am besten bekannt als die Titelmusik der TV-Serie Mike Hammer.
Hier beginnt sich bereits der Bogen zum Fernsehen, für das er den Großteil seiner Karriere arbeiten sollte, zu schließen. Doch zunächst arbeitete er in den 40er als Orchestrator und Arrangeur für die 20th Century Fox. In dieser Funktion hat er unter anderem an Filmen wie Some Like It Hot oder Monkey Business mitgearbeitet.
1952 begann seine TV-Karriere als er, übrigens zusammen mit dem späteren John Williams-Orchestrator Herbert W. Spencer, für den TV-Produzenten Sheldon Leonard die Musik für dessen Comedy-Show Make Room for Daddy, auch The Danny Thomas Show zu schreiben begann. Viele weitere, heute vergessene, aber in ihrer Zeit sehr erfolgreiche Serien folgen. So schrieb er zum Beispiel das gepfiffene Titelthema für The Andy Griffith Show, das bis heute gerne zitiert wird. Seinen größten Erfolg hatte er mit seiner Musik für die Serie I Spy (dt.: Tennis, Schläger und Kanonen), die 1968 mit dem Emmy ausgezeichnet wurde. Für diese Serie hatte man sich entschieden, für jede Folge einen eigenen Score zu komponieren, anstatt vorgefertigte Musik zu verwenden.
1961 war Hagen außerdem zusammen mit Lionel Newman mit Let’s Make Love für den Oscar nominiert.

Seine letzten großen Arbeiten für das Fernsehen sollten ihn „Harlem Nocturne“ zurückführen, denn er schrieb für Mike Hammer sowohl die Musik die Serie als auch die abendfüllenden Fernsehfilme.
Nach seinem Rückzug aus dem Tagesgeschäft wurde es allerdings nicht ruhig um den Komponisten. Bereits parallel zu seiner Arbeit als Komponist hatte er als Lehrer für junge Komponisten für BMI (Broadcast Music Incoparated, eine Art amerikanischer GEMA) und die National Academy of Television Art & Sciences gearbeitet. 1971 erschien sein Buch „Scoring for Films“ was bis heute als eines der Standardwerke für Filmkomposition gilt. Bis ins hohe Alter schrieb er Musik für die Bühne, organisierte Jazz-Konzerte und förderte junge Talente.
Durch seine ganze Karriere hinweg ist Hagen doch ein Jazz-Musiker geblieben. Sein Stil war geprägt vom Westküsten-Jazz der 30er Jahre und durchzogen von weltmusikalischen Einflüsse. Hagen selbst bezeichnete seinen Stil gerne als Semi-Jazz.
Earle Hagen starb am 26. Mai im Alter 89 Jahren in Rancho Mirage in Kalifornien.
EarleHagen.net – eine sehr gute Fanpage über den Komponisten

