
Die Euro ist voll im Gange und auch wenn meine Schweizer gestern ziemlich sang- und klanglos, aber vor allem enttäuschenderweise, ausgeschieden sind, Fussball bleibt mein liebster aller Fernsehsportarten.
Und was macht ein Fussballfan filmmusikalisch? Eher wenig, denn erstens gibt es recht wenige und kaum gelungene Filme zum Sport mit den 22 Mannen und zweitens noch weniger Filmmusik-CDs zum Thema. Immerhin habe ich aber ein paar Filme ausgraben können, die sich mit der Materie befassen und dort, wo mir bekannt, auch ein paar Sätze zur Musik fallen lassen.
Der Bekannteste
Bend it Like Beckham ist wohl der populärste und erfolgreichste aller Fussballfilme, wobei hier die Mischung aus Familientradition und Liebe zum Sport den eigentlichen Reiz ausmacht. Keira Knightley wurde mit diesem Film so richtig berühmt und legte den Grundstein für eine bisher recht ansehnliche Karriere.
Die Musik von Craig Pruess spielt eine untergeordnete Rolle und musste für die CD (Songs (u.a. von Victoria Beckham…urrrrgs!) und Dialogschnipseln weichen.
Der Bestbesetzteste
Victory (1981), auch Escape to Victory genant, erhielt mit Sylvester Stallone, Michael Caine, Max von Sydow und den Fussballstars Pelé und Bobby Moore eine zünftige Besetzung – und kein geringerer als John Huston führte Regie. Der nicht sonderlich gelungene (und von vielen Problemen mit Stars und Egomanien immer wieder gebremst) Film spielt während des 2. Weltkriegs, in dem eine Auswahl Kriegsgefangener gegen das Naionalteam der Deutschen antreten soll.
42 Minuten von Bill Contis schön ins Ohr gehenden, mit einem feinen Hauptthema und massig Heroismus ausgestatteten Score erschienen erst vor kurzem beim Belgischen Label Prometheus.
Der Historische
The Game of Their Lives (2005) von Regisseur David Anspaugh (Hoosiers, Rudy) basiert auf dem Werdegang des US-Teams an der Fussball-WM 1950 in Brasilien, wo den Boys ein Sieg gegen die hochfavorisierten Engländer gelang. Der Film ist durchaus gelungen und vermag die Faszination Fussball und die Geschehnisse an dieser WM wirklich gelungen zu vermitteln. Die Schauspieler wurden denn auch eher nach ihren fussballerischen Fähigkeiten ausgewählt.
Für David Anspaugh hat Jerry Goldsmith stets bemerkenswerte und erfolgreiche Kompositionen abgeliefert, hier konnte er leider nicht mehr sein Können beweisen. Goldsmith verstarb im Juli 2004. Für ihn sprang William Ross ein, eine CD dazu gibt es nur als Promo von seinem Management Gorfaine/Schwartz (welche auf Ebay und anderen ähnlichen Orten hin und wieder zu erstehen ist). Vor allem für die ausgedehnten Spielszenen am Schluss des Films konnte Ross aus dem Vollen schöpfen.
Noch historischer
Das Wunder von Bern sollte die Magie des Finales Ungarn-Deutschland von 1954 wiederbeleben. Doch der Film verstrickt sich leider in eine mühselige und verklärt umgesetzte Nebenhandlung (die Familiengeschichte, gähn) und verliert dadurch einiges an Spannung und Anreiz. Hübsch sind die kleine Geschichten, wie das Schuhwerk, das Adi Dasler entwickelte. Insgesamt war der Film damals für mich aber eine rechte Enttäuschung, denn aus Fussballfilm hat man Familienmärchen gemacht.
Marcel Barsottis im Film manchmal etwas zu bemüht wirkend.
gefällt durchaus. Manchmal etwas gefühlsduselig, aber doch immer noch gefällig genug, um auch abseits vom Film einen guten Eindruck zu erwecken.
Der Pfaffigste
Don Camillo mit Terence Hill aus dem Jahr 1983 ist sicher kein Fussballfilm per se, aber da die verfeindeten Gesellen, der Pfaffe und der kommunistische Bürgermeister, ihre Fehden auch gerne auf dem Fussballfeld austragen, soll der Film hier erwähnt werden. Kurzweilig ist das Ding auf jeden Fall.
Die Musik stammt von Pino Donaggio und vermischt typische Discorhythmen mit dem Italopop, den die damaligen Hill/Spencer Produktionen gerne mit sich trugen. Den Score gibt es meines Wissens nur auf LP.
Der Ambitionierteste
Goal! wurde damals vor der WM in Deutschland lanciert um von der Vorfreude profitieren zu können. Leider wollte kaum einer den ambitionierten Film um den Aufstieg eines mexikanischen Fussballtalents, der bei Newcastle in England getestet wird und dort seinen Aufstieg erhofft, sehen. Trotzdem erblickte zwei Jahre später eine Fortsetzung das Licht des Filmlebens.
Kein geringerer als Graeme Revell zeichnete für die Musik verantwortlich, leider blieb mir davon nichts hängen und auf CD ist der Score nicht erschienen.
Kindliches
Die wilden Kerle bringen den Fussball in die Kinderstube, wobei ich mich frage, ob die Jungs, die den Film sehen (oder die Mädels), wirklich auf solchen Bolzplätzen spielen und nicht doch eher ihren Idolen auf richtigen Fussballplätzen nacheifern möchten. Naja, Kinderfilm eben. Ein bisserle naiv, aber erfolgreich. Es folgten einige Sequels.
Gert Wilden komponierte, doch seine Musik wurde auf der CD nur mit 3 Tracks bedacht, während der Rest von Songs mit Titeln wie “Rülps” oder “Es ist geil ein wilder Kerl zu sein” vereinnahmt wird.
Serientäter
Im Kopf schwirren mir zwei Fussballserien herum, einmal Manni der Libero mit Thommi Ohrner, der 1982 über unsere Schirme fussballerte, man frage mich bitte nicht nach der Musik (Christian Bruhn) und dann gab es noch eine Britishe Mini Series mit Jane Seymour, die als Trainerin einen heruntergekommenen 2. Liga Club in England betreuen soll – und als Frau damit nciht nur bei Spielern auf Argwohn stösst. Leider fällt mir dazu weder Titel noch Komponist ein.
Wer also noch Ergänzungen hat, bitte eine mail an: ph.blumenthal@cinemamusica.de
Philippe Blumenthal