
Nein, damit sind nicht die limitierten Mittel einiger hier nicht genannter Komponisten gemeint und auch nicht die limitierten Möglichkeiten zuhause die Boxen auf Volldampf zu stellen, wenn’s dem lieben Nachbarn nicht gefällt. Nein, es geht um die Sache mit den limited editions, die in den letzten Jahren zu neuem Leben erweckt wurden. Der Grund für diese Neubelebung war eine Änderung der US-Musikgewerkschaften, die bei limitierten Auflagen die Re-Use Fees der beteiligten Musiker merklich nach unten schraubte. Gewerkschaftspolitik, anderes Thema.
Den Startschuss gaben die zumeist immerhin auf 3000 Stück limitierten CDs der Film Score Monthly Reihe, man konnte sich durchaus Zeit lassen und auch mal bei einem befreundeten Sammler reinhören um zu entscheiden ob das Teil zugelegt werden soll oder nicht. Dann kam Varese Sarabande und pumpte seinem vor einiger Zeit in Dörnröschenschlaf gelegten Varese Club neues Blut in die Produktionsvenen. Schnell legte man den 2000er und 3000er Limitationen auch CDs mit 1000er Pressung dazu un ab ging die Post. Während Gerald Fried CDs bei FSM um die 500er Grenze krampften, schluckten die Käufer 1000er Produkte wie Top Secret, The Kindred, The Island oder Piranha innerhalb eines Tages. Weg. Ausverkauft. Nix mehr da. Andere Labels wie Intrada folgten dem Beispiel und setzten hin und wieder die 1000er Limite ein um spezielle Titel, die sonst keiner haben will, mit einem imaginären “Vorsicht: es hat nur solange es hat” Sticker zu versehen. Manchmal bewusster als man es bei den Labels gerne zugibt. Ich behaupte, dass ein Donaggio wie Piranha bei einer 3000er Limitierung bis heute noch keine 1000 Stück verkauft hätte. Punkt. Der Gipfel bei einigen der genannten CDs ist noch, dass die Musik zuvor vom selben Label als LP verkauft wurde (ja, diese grossen schwarzen Scheiben mit ganz kleinem Loch in der Mitte!).
Wie also kommt es zu diesen panikartigen Käufen bei Sammlern? Zwei Gründe: längst hat sich herumgesprochen, dass man sich beeilen muss, wenn man eine dieser “legendären” 1000 Scheiben ergattern will, also wird weder reingehört noch überlegt, die CD muss her! Der zweite und für mich nur mit einem Kopfschütteln zu goutierende Grund sind die Spekulanten, die gleich mehrere CDs bestellen um sie wenige Tage nach der Ausverkaufsmeldung des Labels bei ebay für 100 Dollar reinzustellen. Die Bänker und sonstigen Geldscheffler werden sagen “jahaaaa, Nachfrage, Angebot, Marktwirtschaft…”. Ich sage: “Jahaaa, Geldmacherei von CD-Hortern, denen es weder um das Produkt noch um die Musik geht.” Persönlich kenne ich in meinem Filmmusikkreis zum Glück kein solches Exemplar, aber es gibt sie, wie der Blick auf ebay & Co. beweist.
Und was kann man dagegen tun? Nüscht, gar nüscht…! Den Labels gefällts, sie können Musiken abstossen, die sie sonst nur in Hunderterzahlen verkaufen würden. So wird es also auch in Zukunft viele husch-husch CDs geben, bei denen sich derjenige, der gerne die CD besitzen und die Musik hören möchte, sputen muss um überhaupt ein Exemplar zu ergattern. Urlaub, Krank sein, Computercrash, das alles darf nicht mehr sein, sonst kann es zu spät sein.
In diesem Sinne, geruhsames Filmmusikhören!
Philippe Blumenthal